Umfrage unter Lehrkräften
„Wie steht es um Ihre Gesundheit?“
Laut einer Vergleichsstudie des DIPF / Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation fühlen sich Lehrkräfte mehr als andere Berufsgruppen gesundheitlich belastet. Vielfach leiden sie unter psychischen Erkrankungen und Erschöpfungssymptomen aufgrund der spezifischen Belastungssituation, die ihr Berufsalltag mit sich bringt.
Lehrer-Online wollte es genauer wissen, wie es Lehrkräften in ihrem Berufsalltag geht und welche Faktoren die Lehrergesundheit positiv oder negativ beeinflussen. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Lehrergesundheit am Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin (ASU) der Universitätsmedizin Mainz haben wir 2023 eine Umfrage unter mehr als tausend Lehrkräften durchgeführt.
Prof. Dr. phil. Dipl.-Sportwiss. Pavel Dietz, Kommissarischer Direktor des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin; Arbeitsgruppenleiter Public Health/ Sozialmedizin:
„Um eine gesunde Schule für Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler zu schaffen, müssen ausreichend Lehrkräfte vorhanden sein und Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden, in denen man sowohl arbeiten als auch leben kann.“
Welche Faktoren wirken sich belastend
auf den Lehrerberuf aus?
Lehrkräfte beklagen die Arbeitsbedingungen
- Die überwiegende Mehrheit (60 Prozent) gab an, unter hohem Arbeitsdruck und einem überlasteten Arbeitspensum zu leiden.
- Über die Hälfte der Befragten (56 Prozent) empfinden die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit als unscharf.
- Weitere belastende Faktoren sind heterogene Lerngruppen (50 Prozent), fehlende Erholungsphasen (48 Prozent) sowie Verwaltungsaufgaben (49 Prozent).
- Spannungen oder Konflikte im Kollegium hingegen empfinden Lehrkräfte als wenig oder kaum belastend (37 Prozent). Gleiches gilt für längeren Pendelweg von und zur Arbeit (54 Prozent).
Berufliche Belastungen wirken sich auf die Gesundheit aus
- Die beruflichen Belastungen wirken sich negativ auf die psychische Gesundheit von Lehrkräften aus (51 Prozent).
- Die Belastungen beeinträchtigen die allgemeine Zufriedenheit (51 Prozent).
- Die Belastungen haben Folgen für die körperliche Gesundheit (48 Prozent).
Als körperliche Beschwerden nennen Lehrkräfte Symptome wie Schmerzen, Verdauungsprobleme, Herzprobleme, Erschöpfung, Tinitus.
Typische Symptome bei psychischen Beschwerden sind nach Angaben der Befragten Schlafprobleme, Müdigkeit, Erschöpfung und depressive Verstimmungen. 28 Prozent der befragten Lehrkräfte geben an, jeden Tag auf die eine oder andere Weise unter psychischen Beschwerden aufgrund ihrer Arbeit zu leiden.
Die größten Schmerzpunkte der Lehrkräfte
- Lehrkräfte fühlen sich von ihrer Arbeit ausgebrannt: 25 Prozent mehrmals pro Woche und 7 Prozent sogar täglich.
- 49 Prozent der Befragten können selbst in ihrer Freizeit die Arbeit oftmals nicht vergessen. 10 Prozent können sogar gar nicht abschalten.
Wie kann man die Lehrergesundheit verbessern?
Angesichts des gravierenden Lehrkräftemangels ist das Thema Lehrergesundheit aufgrund der alarmierenden Zahlen in den Fokus der Bildungspolitik geraten. Etliche Kultusministerien haben Präventionsprogramme entwickelt. Dazu zählen beispielsweise Meditation, Supervision, Burnout-Prävention oder Gesundheitssport. Im Rahmen unserer Befragung ging es auch darum zu erfahren, ob die Betroffenen die unterschiedlichen Angebot zur Förderung der Gesundheit nutzen und welche Erfahrungen sie damit gesammelt haben.
Lehrkräfte sind interessiert an Angeboten zur Prävention und Förderung ihrer Gesundheit, vor allem wenn sie diese über ihren Schulalltag hinaus eigenständig nutzen können. Entscheidend ist jedoch auch, dass die Angebote nicht nur die auf die persönlichen Ressourcen der einzelnen Lehrkraft zielen, sondern auch die gesamte Schule als Organisation mit einbezieht.
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